Adverb im Abseits
Ein Kopfballtreffer des Peruaners wurde zunächst nicht gegeben, weil er sich aufgestützt hatte. Wenig später legte er für Ujah auf.
Richtig wäre z.B.:
Erst wurde ein Kopfballtreffer des Peruaners nicht gegeben, wenig später…
Anstoß
Man peitscht seine Augen durch die Buchstabentürme, bis sie brennen, als hätte man sie mit einer fein geschnittenen Zwiebel kühlen wollen, und schließlich meint man, wenn es nichts mehr zu sehen gibt und das Gesehene im Schädel herumwirbelt, statt geordnet stehen zu bleiben, in dieser Wildnis eine Gemeinsamkeit zu erkennen: Sprachen sind unterschiedlich. Das wollte ich geheimhalten. Aber leider hatte ich es schon vorher irgendwo gelesen.
Um etwas zu sagen, was auch so verstanden wird, soll man die richtigen Zeichen auswählen und sie in die richtige Reihenfolge bringen. Doch Auswahl und Reihenfolge verhalten sich als Bedeutungsträger oft komplementär zueinander. Hat man die Wahl zwischen mehreren Wörtern, zwischen denen kein großer Unterschied ist, kann die Stellung im Satz entscheidend sein. Ist die Stellung im Satz egal, dann hängt das Verständnis oft nur von der Wahl des richtigen Wortes und seiner Form ab. Letzteres wird über Latein gesagt. Probieren wir das zunächst einmal mit einem Übersetzungsversuch des Originalsatzes aus:
Destinatum capite attactum Peruviani repudiatum est primum quod innixus erat adversario. Paulum post attactu destinatum pro Ujahu apparavit.
Primum, ein von primus, -a, -um (der, die, das erste) abgeleitetes Adverb, bezeichnet jeweils das erste Element oder Vorkommnis im Verlauf einer Entwicklung, einer Kausalkette, im Sinn von: Erst lief es gut, dann wendete sich das Blatt. Das Tor wurde zunächst nicht gegeben, dann korrigierte sich der Schiedsrichter. Zuerst wirkte sie sehr angespannt, im Lauf des Gesprächs wurde sie zunehmend lockerer.
Die Übersetzung der korrigierten Version sieht fast gleich aus:
Destinatum capite attactum Peruviani repudiatum est primo quod innixus erat adversario. Paulum post attactu destinatum pro Ujahu apparavit.
Auch primo ist von primus abgeleitet. Es bezeichnet jedoch primär den Beginn einer zeitlichen Abfolge: zuerst, dann, schließlich. Das war ein toller Tag: Erst verlor ich meine Schlüssel, dann fiel ein Dachziegel auf mein Auto, schließlich klaute ein Taschendieb meine Brieftasche. Sie wollte etwas Neues erfinden und servierte zuerst das Dessert, dann die Suppe und zuletzt den Hauptgang. Erst wurde sein Tor nicht gegeben, später legte er zum Siegestreffer auf.
Halbzeit
Die Stellung dieses Wortes im lateinischen Satz hingegen bedeutet nicht viel. Im Deutschen und Englischen ist das anders. Im Englischen kann in beiden Versionen “at first” verwendet werden und im Deutschen “zunächst”. Über die Bedeutung entscheidet die Position des Wortes:
A headed goal by the Peruvian was ruled out at first for a foul. Shortly afterwards he made an assist for Ujahu.
Ein Kopfballtreffer des Peruaners wurde zunächst wegen eines Fauls nicht gegeben. Wenig später legte er für Ujah auf.
In beiden Fällen stimmt etwas nicht, etwas fehlt. Nach dem at first bzw. zunächst wartet man auf ein dann, doch es ist nicht der Aufleger für das Tor. Es ist etwas, das die erste Situation bereinigt, denn hier ist ja zunächst etwas geschehen, was, so wird man in dieser Wortkonstellation informiert, eine bestimmte Kausalkette ausgelöst hat. Man erwartet eine Lösung der Ausgangssituation, z.B.:
A headed goal by the Peruvian was ruled out at first for a foul, only to be reallowed after some discussion with the fourth official. Shortly afterwards he made an assist for Ujahu.
Ein Kopfballtreffer des Peruaners wurde zunächst nicht gegeben, eine Entscheidung, die jedoch nach Rücksprache mit dem vierten Offiziellen revidiert wurde. Wenig später legte er für Ujah auf.
Adverb im Abseits
Wer den Originalsatz liest, fragt sich erstens, wieso das Tor zunächst aberkannt wurde, wo doch der Grund dafür – ein Foul durch Aufstützen – nicht in Frage gestellt wird, und zweitens, wie die Sache ausgegangen ist, denn der Assist zum Tor Ujahus ist nicht die Konsequenz der vorher erzählten vorläufigen Aberkennung.
Wenn ein Umstandswort der Zeit als Adverb (zunächst) direkt bei einem Verb (wurde … gegeben) steht, darf man sich nicht wundern, wenn es dieses Verb regiert – oder von ihm regiert wird (Ansichtssache). Wenn der Zeitfaktor sich nur im Sinn einer Abfolge auf das gesamte Geschehen bezieht (erst wird sein Tor nicht gegeben, dann bereitet er ein anderes vor), muss es am Anfang des Satzes stehen.