Über den Konsum von Kautabak
Jamie Vardy hat ein weiteres Geheimnis seiner ungewöhnlichen Trainingsphilosophie enthüllt. Neben dem Konsum von Kautabak und Energy-Drinks meide er das Fitnessstudio, erzählte der englische Teamstürmer.
Richtig wäre z.B.:
Jamie Vardy hat nach dem Kautabak und den Energy-Drinks ein weiteres Geheimnis seiner ungewöhnlichen Trainingsphilosophie enthüllt. Er meide das Fitnessstudio, erzählte der englische Teamstürmer.
Ein bunter Vogel
Ein Profi-Sportler, der das Fitnessstudio meidet, schert aus dem Verband gehorsam an den schweren Geräten schwitzender Milchsäureproduzenten, die draußen vor den Fans ihre anstrengende Show abliefern, aus und verrät zugeich, dass es ihm zumindest nichts ausmacht, eine mediale Existenz als bunter Vogel zu fristen. Ein bunter Vogel ist man heutzutage, war es vielleicht schon immer, wenn man auf der falschen Seite des Käfiggitters herumflattert, egal, wie farblos das Gefieder ist. Statt rollenkonform den Körper zu quälen, auch wenn er das in der, wie hieß das früher, Blüte der Jugend gar nicht nötig hätte, statt seinen Körper für den sportlichen Fahrplan permanenter Überforderung in einem Zustand zu halten, dass er nach Überschreiten des gewissen Ablaufdatums nicht einfach auseinanderfällt, statt zu tun, was die Berater sagen, tut er lieber, was seine Zuschauer machen: Die anderen schwitzen lassen.
Konsum oder nicht Konsum, das ist hier…
Zum Glück, denn das wäre eine doch zu enge Anverwandlung an die gewöhnlichen, kaum sportlichen Sterblichen, führt der englische Teamstürmer keine wachhaltenden Substanzen in sich ein: Er vermeide nämlich neben dem Konsum von Kautabak (kaum Vorbildwirkung, weil das Zeug ohnehin niemand kaut) und Energy-Drinks (Vorbildwirkung, denn Schlafen ist besser!), wie es hier heißt, auch das Fitnessstudio, na wenn schon, das haben wir schon abgehakt. Doch kaum hat sich in unseren Köpfen wieder alles zum Guten gewendet, kommt der nächste Absatz. Das letzte Gewicht, das er gehoben habe, sei wahrscheinlich die Dose Energy-Drink gewesen, als er damit und mit einem Döschen Kautabak vor dem EM-Quartier fotografiert worden sei, scherzte der 29-Jährige. Wie kann das sein? Von welcher EM ist hier die Rede, vermutlich 2012, denn seitdem muss bei Vardy doch ein Gesinnungswandel stattgefunden haben? Er spielt aber erst seit 2015 im englischen Nationalteam. Das Foto ist leicht im Internet zu finden und dazu die Information: Vardy verwende Kautabak, ein bei den Anti-Doping-Institutionen unter Beobachtung stehendes Stimulans, weil er aufgehört habe zu rauchen und der Tabak ihm helfe, durchzuhalten. Also zuerst kein Tabak, kein aufputschendes Getränk, und plötzlich doch wieder?
Flussfahrt mit Verb
In einem alten Rätsel muss ein Bauer einen hungrigen Fuchs (niemand weiß, wozu das gut sein soll), ein hungriges Huhn und eine Schüssel Maiskörner in einem Kahn, der jeweils nur für eins von den dreien Platz hat, unversehrt über den Fluss bringen. Der Trick besteht darin, etwas, das schon übergesetzt war, wieder retour zu nehmen. Man beginnt zum Beispiel mit dem Huhn, transportiert dann den Fuchs, nimmt das Huhn wieder zurück, führt dann den Topf hinüber, mit dem der Fuchs nichts anfangen kann, zuletzt nochmals das Huhn. Doch es ist, wie es mittlerweile so häufig ist: Im Bemühen, eine so ungleiche Partie möglichst rasch über den Fluss zu den Lesern zu bringen, denken die Autoren nicht mehr daran, wer, am Ziel zurückgelassen (bildlich für: in einem einzelnen Satz), wen auffressen könnte. Wir haben ein Verb (meiden), eine Formulierung im Nominalstil (Konsum von Kautabak und Energy-Drinks), eine Präposition (neben) und ein Objekt (Fitnessstudio). Wörter haben bestimmte Affinitäten zueinander und präjudizieren bestimmte Satzkonstruktionen. Er meide das Fitnessstudio, die eigentliche Aussage, enthält das einzige Verb. Der Konsum impliziert zwar ebenfalls eine Handlung – Kautabak und Energy-Drinks werden konsumiert –, ist aber eben nur ein Substantiv, das außerdem in einen Umstand des Ortes verklausuliert – verklaust – wurde. Diese Ortsangabe, die eine Nachbarschaft anzeigt, bezieht sich aber nicht auf einen realen, sondern nur auf einen syntaktischen Ort innerhalb dieses Satzes selbst: Es gibt das Vermeiden des Fitnessstudios und daneben den Konsum von Tabak und Red Bull. So steht es allerdings hier nicht, sondern da steht das Fitnessstudio als Objekt von meiden und der Konsum in einer Adverbialkonstruktion zu meiden, gemieden werden also verschiedene Dinge, neben dem Konsum auch das Fitnessstudio, und das, das wissen wir mittlerweile, trifft nicht zu.
Antwort
Verb und Substantive, die beim Verb nichts verloren haben und doch von ihm verschluckt und zu einem Prädikat verdaut werden, muss man trennen. Es ist nicht so kompliziert wie im Rätsel. Im Gegenteil, nichts einfacher, als den Kautabak und den Krafttrunk einen Satz früher unterzubringen, wo ohnehin von einem “weiteren Geheimnis” gesprochen wird: Hier ist das “neben” oder logischer “nach”, weil das “weitere” eine Abfolge suggeriert, gut aufgehoben.